CDU Mörlenbach organisiert Begehung entlang der Weschnitz

1. Dezember 2021

Der Uferbereich birgt potenzielle Gefahren. „Alles wird mitgerissen!“

Mörlenbach.
Die Flutkatastrophe in Rheinland und Nordrhein-Westfalen wirft auch im Odenwald die Frage auf, ob die Region auf ein ähnliches Szenario ausreichend vorbereitet ist. In Mörlenbach hat aus diesem Grund der CDU-Ortsverband am vergangenen Samstag eine Begehung des Weschnitzufers organisiert. Von der Bonsweiherer Straße führte der Weg durch die Saualm bis zum Bahnübergang auf der B 38. Hans-Georg Seltmann, Mitglied der CDU-Fraktion in der Gemeindevertretung, übernahm die Führung der Tour. Gleich zu Beginn verwies er auf das Jahrhunderthochwasser, das Mörlenbach im Jahr 1995 heimgesucht hatte, und verglich die beiden Ereignisse. „1995 erreichte die Weschnitz einen Pegel von 2,80 Meter, normal sind 20 bis 30 Zentimeter. Rheinland-Pfalz hat aber gerade ein Extremhochwasser erlebt, das ist noch mal um 59 Prozent stärker gewesen.“ Während in Mörlenbach damals 50 Liter Regenwasser pro Quadratmeter binnen 24 Stunden gemessen worden seien, seien es in den aktuell betroffenen Gebieten bis zu 200 Liter gewesen. Seine große Sorge ist, dass sich Bäume und Geröll aus der Saualm an Brücken stauen und den Abfluss des Wassers verhindern.

„Alles wird mitgerissen“

„Alles, was dort an Unrat liegt – Bäume, Äste, Laub – wird von einer starken Flut mitgerissen.“ Seltmann wies auf einen Eichenstamm von 70 Zentimetern Durchmesser. „Auch dieses wird aufgeschwemmt und problemlos mitgeführt.“ Auch von Bäumen, die noch stehen, gehe eine Gefahr aus. Mehrfach wies er auf alte und kranke Bäume hin, die im Falle einer Flut ausgerissen und mit den Wassermassen weggeschwemmt werden würden. Die Saualm ist ein von der Weschnitz durchflossenes Gelände, das seit Jahrzehnten der Natur überlassen worden ist. Es ist eine verwilderte Waldlandschaft am Rande des Ortskerns. Umgestürzte Baumstämme liegen im Uferbereich kreuz und quer. Eine besondere Gefahrenquelle sei die Brücke in der Ortsmitte. „Wenn sich dort das Wasser staut, wären das K1-Center, das Rathaus, die Feuerwehr und nicht zuletzt der Kindergarten vom Hochwasser betroffen.“

Gezielt Gefahrenstellen angehen

Seltmann macht jedoch deutlich, dass es ihm nicht darum geht, die Natur der Saualm für den Hochwasserschutz zerstören zu wollen. „Das ist ein landschaftlich schönes und ökologisch wertvolles Gelände. Der Eisvogel ist hier zu Hause.“ Auch andere Teilnehmer der Begehung betonen, wie attraktiv das Gebiet sei und dass sie sich gerne dort in ihrer Freizeit aufhalten. „Wir wollen nicht, dass hier sämtliche Bäume gefällt werden, sondern ganz gezielt solche, die für Gefahr sorgen könnten.“ Immer wieder ärgert er sich über die Baumstämme, die an der Uferböschung liegen. „Es ist wirklich ein Unding, dass das einfach so liegengelassen wurde. Ich würde mir wünschen, dass der Gewässer-Verband solche Gefahrenquellen entfernt.“ In toten Bäumen sieht er eine „Gefahr für die nächsten fünf Jahre“.

Ein weiterer Punkt, wo er Handlungsbedarf sieht, ist illegal in der Saualm entsorgter Grünschnitt, der ebenfalls mitgeschwemmt werde und Brückendurchgänge verstopfen könne. „Das sollte angezeigt werden“, kommentiert einer der Teilnehmer. Als problematisch wertet Seltmann auch Äste, die zur Verkehrssicherung über den Wegen abgeschnitten und dann am Wegrand liegengelassen worden seien. „Die unmittelbare Gefahr für Fußgänger und Fahrzeuge wurde beseitigt, aber die mittelbare Gefahr durch Flutkatastrophen nicht bedacht.“

Plastikabfälle weiteres Problem

Im Verlauf der Begehung taucht ein Phänomen auf, das laut Seltmann ebenfalls zum Problem werden könnte. Er zeigt auf Noppenfolie, die sich in einem Baum verfangen hat. „Vermutlich wurde sie bei einem früheren Hochwasser mitgerissen und ist dann hier hängengeblieben. Solcher Wohlstandsmüll und Plastikabfälle, die in der Weschnitz landen, sind nicht wasserdurchlässig und verschlimmern das Problem.“

Eine parteiübergreifende Lösung

Seltmann erzählt, dass ein Teil der Saualm einst seiner Familie gehört habe, die aber in den 1960er-Jahren für den Bau der Westumgehung der B 38a enteignet wurde. Die Westumgehung ist inzwischen Geschichte. Eine Sauna und ein Hühnerstall, die sich früher dort befunden haben, sind fast komplett verschwunden. Wie es in der Saualm und der benachbarten Lehwiese früher aussah, daran erinnert sich noch Rainer Jäger, Vorsitzender der Mörlenbacher CDU. „Da waren Wiesen, auf denen wir als Kinder gespielt haben. In wenigen Jahrzehnten hat sich hier ein Wald gebildet.“

Sowohl Seltmann als auch Jäger wollen, dass die CDU Mörlenbach einen Antrag an die Gemeinde stellt, der den Gewässer-Verband auffordert, hier tätig zu werden, damit auf umweltschonende Weise gefährliche Gehölze entnommen werden. Dazu wollen sie mit anderen Parteien zusammenarbeiten. „Wir streben eine parteiübergreifende Lösung an.“

Ähnlich sieht die Situation Gerhard Ohlig von den Mörlenbacher Grünen, der an der Begehung teilnimmt. „Wir wollen, dass das Gefahrenpotenzial für Überschwemmungen minimiert wird, aber die Saualm als ökologisch wertvoller Raum erhalten bleibt.“ pas
Quelle: OZ vom 09.08.2021

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